In Brasilien hat man am Rio Xingu bereits mit dem Bau des Belo Monte Staudamms, der so er fertiggestellt wird, der drittgrößte Staudamm hinter dem Drei-Schluchten-Staudamm in China und dem Itaipñ Staudamm im Grenzgebiet zwischen Brasilien und Paraguay sein wird. Für den Damm müssen 20.000 Menschen und einige Indianerstämme, die entlang des Flusses leben, umgesiedelt werde; eine Fläche von 1000en km² von Urwald wird überschwemmt werden.
Wo das hinführen würde ist bereits jetzt am Staudamm von Balbina nördlich von Manaus zu erkennen. Dort wurden 230.000 ha Urwald unter Wasser gesetzt; Mio. Bäume verrotten jetzt als entlaubte Strunken im Stausee. Bei der Verrottung der Pflanzenreste wird Methan freigesetzt, ein 20ig bis 30ig mal wirksameres Treibhausgas als Kohlenstoffdioxid. Mindestens 41 Jahre wäre der Damm damit klimapolitisch weitaus schädlicher als Kohlekraftwerke.
Doch nicht nur die Klimabilanz ist negativ, würden alle 60 Megadämme und 100 mittelgroßen Staudämme, die im brasilianischen Amazonasgebiet geplant sind, gebaut werden, so hätte dies auch ein unumkehrbares Artensterben zur Folge. Die Flußufer und Flüsse sind nicht nur Siedlungsgebiet und Verkehrsadern für die Menschen, auch viele Tierarten wie Scherenschnäbel, Seeschwalben und Schildkröten brauchen die Sandbänke entlang der Flußufer zur Eiablage und zum Brüten. Würden die geplanten Ausbaupläne realisiert, würden zudem umgefähr 1000 Fischarten, etwa 10% aller Fischarten weltweit aussterben.
Das alles nur um energieintensive Industrie am Amazonas anzusiedeln. Für die Versorgung von Haushalten wird der Strom nicht gebraucht. So sollen etwa neue Aluminiumfabriken entstehen. Nicht bloß daß beim Tagbau des Bauxits größere Urwaldflächen abgetragen werden müssen. Sieht man sich an, was bei der weltgrößten Aluminiumraffinerie in Barcarena, Para schon jetzt passiert, wiegt die Umweltverschmutzung u.a. durch weißen Aluminiumstaub der sich über mehrere Kilometer verbreitet, im Boden festsetzt und zu einem solchen Fischsterben geführt hat, daß die Netze leer bleiben, schlimmer. Vor ein paar Jahren ist bei heftigen Regenfällen zudem die Rotschlammdeponie, Sondermüll der sich hier bis zum Horizont ausbreitet, übergelaufen und hat das Grundwasser vergiftet.
Die lokale Bevölkerung verfügt über keine Wasserversorgung; man badet, wäscht sich und trinkt das vergiftete Wasser, das nicht bloß Hautausschläge erzeugt. Die lokale Bevölkerung bekommt aufgrund der Ausbildung keine Arbeit in der Fabrik, wenngleich auch dort alle Arbeiter früher oder später chronisch schwer krank werden. Der Rotschlamm ist das was bei der Aluminiumproduktion überbleibt, nachdem das Aluminiumhydroxid mit Ätznatron, der stärksten bekannten Lauge, abgeschieden worden ist. Das halbe Periodensystem der Elemente wie Quecksilber, Arsen und andere Schwermetalle bleibt im giftig ätzenden Rotschlamm zurück. Aber auch das Aluminiumhydroxid (AlO3) ist u.a. ein Allergen und wirkt neurotoxisch. Später wird es mit abermals energieintensiver Elektrolyse in Rohaluminium umgewandelt.
Trotz zahlreicher Proteste und Baustopps hat die brasilianische Regierung an dem überproportionierten und schädlichen Großprojekt Belo Monte festgehalten. Der Mega-Damm ging im Mai 2016 in Betrieb. Die Verwendung des energieintensiv gewonnen Aluminiums in Dosen und Verpackungen ist eine Verschwendung. Darüber hinaus wird es auch immer noch in gewissen Kosmetika (Deos), wo es im dringenden Verdacht steht Krebs zu erregen, und sogar Arzneimitteln und Impfungen eingesetzt.
Nach weltweiten Protesten und nachdem sich das korrupte Großprojekt Belo Monte als wenig vorteilhaft erwiesen hat, konnte ein weiterer Damm am Rio Tapajós, in der Heimat der Mundurukú Indianer, verhindert werden. Lesen Sie mehr darüber auf elstel.org. Die Dammbauwut der Brasilianer ist damit hoffentlich dauerhaft gestoppt.
Traurig ist auch, daß Berta Cáceres, Führerin der Lenca Indianer in Honduras, Mittelamerika, die für ihr Engagement und den Widerstand gegen ein Dammbauprjekt in ihrer Heimat den Goldman Preis erhalten hat, ermoret worden ist. Das Projekt hätte die Heimat der Lenca zerstört. Immerhin ist der Mord inzwischen aufgedeckt und Castillo Mejía, der Chef der Firma, gegen dessen Staudammprojekt Berta die wichtigste Kritikerin war, verhaftet worden.
Große Teile des Urwals von Borneo in SO-Asien sind bereits Schlägerungen und Plantagen zum Opfer gefallen. Noch schlimmer plant die Regierung von Sarawak den Bau von 50 Dämmen mit einer Kapazität von 20.000 Megawatt, obwohl in Sarawak derzeit nur 1.500 Megawatt benötigt werden. Die Regierung träumt von massiven Industrieprojekten, wie Aluminiumschmelzhütten. 2011 ist der Bakun Damm mit 2.400 Megawatt einer der größten in Asien ans Netz gegangen. Sarawaks Premierminister, Taib Mahmud, profitiert direkt von den Staudämmen über Holdings an Familienunternehmen, die Aufträge von Sarawak Energy bekommen.
Die indigene Bevölkerung von Sarawak mußte bereits erfahren, was diese Dammbauten für sie bedeuten: den Verlust ihres Landes, ihrer Kultur und Identität, gefolgt von einem perspektivenlosem Leben. Der Bakun Damm hat nicht nur 700 Quadratkilometer überschwemmt sondern auch 10.000 indigene Einwohner Ende der 1990er vertrieben.
Derzeit scheint die Regierung angesichts unerwarteten Widerstandes in der Baram Region jedoch an Boden zu verlieren. Hunderte indigener Einwohner haben sich für Blockaden und Proteste über das Save Sarawak Rivers Network (SAVE Rivers) und den Bruno Manser Fonds mobilisiert. Dank des effektiven Widerstandes haben sich die Arbeiten für den geplanten Baram Damm bereits verzögert.
Auf der indonesischen statt der malaysischen Seite Borneos, das auch Kalimantan genannt wird, existieren Projekte für fünf Staudämme, die 184.270 Hektar mit großenteils ursprünglichen Regenwald überfluten würden. Der Bau des ersten 900 Megawatt Damms am Kayan Fluß von dem chinesischen Staatsbetrieb China Power Investment (CPI) hat 2017 im nördlichen Kalimantan begonnen. Das Projekt hat bisher keinen großen öffentlichen Aufschrei verursacht, obwohl es die dortigen indigenen Kulturen wie die der Dayak Kayan, die dort schon lange leben, betrifft.
Neuerlich, 2018 wird die indonesische Regierung unter Druck gesetzt um eine Erlaubnis zum Bau eines 175 Meter hohen Staudamms in Aceh zu erteilen, der 4.000 Hektar überfluten würde und in einem weltweit einzigartigen, unter Schutz gestellten Biodiversitäts Hotspots, dem Leuser Ökosystem, stehen würde. Neben frischem Trinkwaser stellt dieses Flußsystem auch die Grundlage für Fischerei und Reisanbau der lokalen Bevölkerung. Schlimmer noch liegt der Damm in einem für seine Erdbeben und Tsunamis bekanntem Gebiet und würde 250.000 Menschen dem Risiko einer Überflutung aussetzen. Lesen Sie „Bekenntnisse eines Economic Hit Man” von John Perkins um zu sehen wie hintertrieben Verantwortliche in Entwicklungsländern erpresst werden, damit sich diese mit großen Infrastrukturprojekten verschulden. In Südamerika sind deshalb auch bereits Staatsobehäupter ermordet worden.
Ein anderes höchst umstrittenes Staudammprojekt befindet sich in der Türkei: das Illisu Wasserkraftwerk. Dort werden wohl die historische Stätte Hasankeyf und die dortigen Felshöhlen für immer in den Fluten verschwinden. Der Tigris soll in einem 125m hohem und 2km langem Damm aufgestaut werden und etwa 100 Ortschaften werden im Wasser versinken.
Flußabwärts im Irak könnte das Marschland bei der Mündung zwischen Euphrat und Tigris austrocknen. Dies ist schon einmal geschehen, als sich die Marsh Arabs im ersten Golfkrieg gegen Saddam Hussein aufgelehnt haben. Saddam ließ Deiche bauen um das Land der Marsh Arabs in Wüste zu verwandeln. Das seit Ende 2003 renaturierte Gebiet, in das die die Vogelwselt u.a. wieder zurückgekehrt ist, als die Menschen Löcher in die Dämme rissen um wieder ihrem traditionellen Lebensstil nachgehen zu können, ist etwas größer als Belgien und war vor 6000 Jahren mit den Sumerern die Wiege unserer Zivilisation.
Doch damit nicht genug. Im Namen des Klimaschutzes wird auch Agrosprit angebaut, obwohl längst bekannt ist, daß unter Einrechnung der hierfür nötigen Landgewinnung die Klimabilanz negativ ausfällt. AgroSprit ist mindestens drei mal schlechter für das Klima als Mineralöl. Vorrangiges Ziel dürfte hier u.a. wohl auch die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern sein, obwohl es u.a. auch ein falsche nationenbasierte Klimagesetzgebung ist, die dazu verleitet. Kauft man Biosprit ein, so kann man damit Emissionen in andere Länder verlagern. In Indonesien kassiert man sogar Förderungen aus dem Kyoto Protokoll für die Wiederaufforstung, wo später Plantagen stehen sollen; auf zuvor brandgerodeten Flächen. Das könnte es nicht geben, wenn man sich auf ein weltweit einheitliches CO2 Handelssystem mit weltweit einheitlichen Preisen geeinigt hätte.
Hauptgrund für diese Fehlentwicklungen ist aber wohl das Versäumnis unserer Politiker eine genaue Technikfolgenabschätzung im Vorhinein zu betreiben. Hätte man von Anfang an gewußt, wie verheerend die Ökobilanz von Agrotreibstoffen, einmal ganz abgesehen von anderen Nebenwirkungen, wirklich ist, so hätte man diesen Schritt sicher nicht gewagt. In Sachen Verkehr und Mobilität sind wohl ganz neue Ansätze notwendig, wenngleich man hier im Westen aufgrund einer verfehlten Politik einiges an Boden gutzumachen hat. Doch dazu noch später.
Werfen wir zunächst einen Blick nach Indonesien. Hier liegt eines der größten und schönsten Urwaldgebiete. Die Artenvielfalt ist atemberaubend. Doch immer mehr Urwaldfläche muß Palmölplantagen weichen. 7 Mio Hektar sind es heute; bis 2020 sollen es 20 Mio Hektar werden. Der Orang Utan, der nur hier auf der Insel Borneo und auf der Insel Sumatra vorkommt, ist akut vom Aussterben bedroht. Er verliert seinen Lebensraum und wird auf den Plantagen, wo er sich dann über die Setzlinge hermacht, zu hunderten abgeschossen.
Doch nicht nur das. Auf den Plantagen regiert Kinder- und Zwangsarbeit; giftige Spritzmittel werden verwendet. Um für die Plantagen Neuland gewinnen zu können wird der Urwald großflächig brandgerodet. Durch das Trockenlegen der Torfböden und durch beim Niederbrennen gestiftete Moorbrände entweicht auf einem Schlag jenes CO2, das zuvor über Jahrtausende im Boden gebunden war. 2015: In Indonesien brennen Millionen Hektar Regenwald. Die Feuer sind von Palmölfirmen zur Brandrodung gelegt worden. Selbst die Nachbarländer Malaysia und Singapur sind noch in dichten gesundheitsschädlichen Rauch gehüllt. Auf Zentralkalimantan ist der Rauch so dick, daß Lebensgefahr besteht. So ist etwa ein 9 jahre altes Mädchen, die kleine Intan, auf ihrem Schulweg zusammengebrochen und starb bevor sie ins Krankenhaus gebracht werden konnte ...
Mit Klimaschutz hat das nichts mehr zu tun. Auf diese Art und Weise kommt es zu 10 mal höheren Emissionen als durch die Nutzung von Erdöl. Es sind gerade diese Urwälder, die unser Klima bewahren. So ist Indonesien zum weltweit drittgrößten Treibhausgasemittenten aufgestiegen.
Dennoch steigen die weltweiten Anbauflächen zur Erzeugung von Agrosprit. Der Großteil des Biosprits geht dabei auf das Konto von EU, USA, Brasilien, China, Kanada und Argentinien. Die Auswirkungen auf das Weltklima, die Artenvielfalt und die Nahrungsmittelversorgung sind gravierend. Im Jahr 2007 waren bereits etwa 4% der Anbaufläche für Agrosprit verwendet worden.
Das EU Parlament hat 2018 für ein Ende von Palmöl im Agrosprit gestimmt. Der EU-Ministerrat konnte sich zuvor zu keiner solchen Regelung durchringen, sondern wollte umgekehrt die Quote erhöhen. Leider folgte darauf eine beispiellose Lobby-Kampagne der beiden wichtigsten palmölproduzierenden Länder Indonesien und Malaysia. Indonesien kündigte an keine Flugzeuge mehr von Airbus zu kaufen. Außerdem wäre die Regelung so nicht WTO-konform gewesen.
Schließlich setzten sich bei Verhandlungen von EU-Parlament, -Kommission und -Mitgliedsstaaten die Kritiker durch, sodaß das allgemeine Ende von Palmöl in Biosprit erst 2030 kommen soll. Deshalb sind jetzt die EU-Mitgliedsstaaten gefragt konkrete Beschlüsse gegen Biospirt vorzulegen. Frankreich hat 2020 als erstes seinen Ausstieg bekannt gegeben, es folgten Österreich im Juli 2021 und Deutschland mit 2023. 2020 ist zudem die Zielquote von 7% für Agrosprit entfallen. Auch bei Raps für Biodiesel darf man nämlich die indirekten Landnutzungseffekte nicht außer acht lassen, weil hier die Flächeneffizienz sogar noch geringer ausfällt (0,7 statt 3,3 Tonnen pro Hektar und Jahr). Am schlechtesten ist die Flächeneffizienz für Öl aus Soja (0,4 Tonnen pro Hektar und Jahr). Insgesamt handelt es sich bei der Quote um eine Quote für Erneuerbare. Diese könnte auch über synthetische Kraftstoffe aus Ökostrom gedeckt werden.
Der Zerstörung der Urwälder mit Zertifizierungen Einhalt zu gebieten ist etwas das in Entwicklungsländern überhaupt nicht funktioniert. So werden u.a. auf der ganzen Welt für die Anlegung neuer Palmölplantagen Kleinbauern gewaltsam vertrieben oder umgebracht; indigene Völker aus Südamerika und Asien verlieren ihre Lebensgrundlage, was für viele den sicheren Tod bedeutet. Der Schutz der Urwälder kann damit niemals erreicht werden, da selbst für den Fall, daß es gelingen sollte keine ehemaligen Waldgebiete für Agrosprit zu verwenden, dann eben andere Produktionszweige wie für die Nahrungsmittelindustrie auf neue Urwaldflächen ausweichen müssen.
Doch der Agrospritboom hinterläßt nicht nur auf Übersee seine Spuren. Auch in Europa und Deutschland gefährdet er die Artenvielfalt. Dadurch, daß immer mehr Brachen in Ackerland umgewandelt worden sind, haben viele Vögel und Tiere ihre Rückzugsgebiete verloren und drohen zu verschwinden. So ist etwa im UNESCO Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin nördlich von Berlin die Anzahl an Lärchen, Kibitzen und Feldhasen dramatisch zurückgegangen; auch Storchennester bleiben leer und der Schreiadler droht auszubleiben seitdem sich Maisfelder mit genmanipuliertem Mais bis an die Ufer des Biosphärenreservats fressen.
Gespritzt mit hochgiftigem und erbgutveränderndem Roundup-Ready der Firma Monsanto, das sich u.a. erst in Folgegenerationen besonders fatal auswirkt, gleichen die ehemaligen Getreidefelder nun biologischen Wüsten. Der Einsatz genmanipulierter Sorten kann auch für die Nahrungsmittelproduktion eine Gefahr darstellen, weil sich ein Auskreuzen und damit Mißbildungen an normalem Mais nicht verhindern lassen. Auch die Milchwirtschaft hat unter dem Agrospritboom zu leiden. Seitdem Biogasanlagen mehr als das Doppelte für die Pachtung der Flächen bieten, muß Futtermittel zugekauft werden; Grassilage, Mais und genmanipuliertes Roundup-Ready Soja aus Brasilien, für das wieder Urwald gerodet werden muß.
Selbst unter Ausklammerung der Landnutzungseffekte wird bei der Agrospritherstellung nur wenig Energie gewonnen, da ein Großteil bereits vorab durch Spritzmittel, Anbau und Ernte verbraucht werden. Die Rohstoffe für den chemischen Dünger sind eine weltweit begrenzte Ressource, die wie das Öl in Zukunft ausgehen könnte; der Einsatz von chemischen Dünger setzt Lachgas (N20) frei, ein 300-mal schädlicheres Treibhausgas als CO2.
Biogasanlagen sind wahre Landfresser. Währen man für die Versorgung von etwa 50.000 Haushalten 10.000 ha Ackerland braucht, würde man höchstens 400 ha beim Aufstellen von Windkraftanlagen benötigen. Die u.a. durchgehende Nutzung ehemaliger Brachen nach Abschaffung der Flächenstillegungsprämie ist nicht nur für die Tierwelt ein Verlust, sondern bedroht auch die Böden durch stärkere Erosion und fehlende Regenerationszeiten.
Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren ist es das einzig richtige, daß die EU einen Rückzieher in Sachen Agrosprit vor hat. Statt E10 war geplant die Quote von Biosprit erster Generation auf 5% zu begrenzen, längerfristig soll die Erzeugung von Biokrafstoffen aus Nahrungsmittelpflanzen abgeschafft werden. Ein derart hoher Anteil von Biomassenutzung im Verkehrssektor wäre nach aktuellem Stand der Dinge sicher nicht realisierbar.
Wenn es schon weiter Förderungen gibt, die direkt oder indirekt in den Biosprit Sektor führen, so sollte darauf Wert gelegt werden, daß eine möglichst vollständige Nutzung der angebauten Pflanzenarten erfolgen kann. Der Rapskuchen eignet sich beispielsweise auch als Eiweißquelle für Tierfutter, was Importe verringern sollte, als Humuslieferant und Gesundungsfrucht für den Boden und stellt eine wichtige Trachtpflanze für die Bienen im Frühjahr.
Biomasse kann durchaus einen gewissen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das gilt etwa für die Erzeugung von Biogas aus landwirtschaftlichen Abfällen und Gülle. Die Zucht von Algen in Kläranlagen und mit CO2 hältiger Abluft aus Industrieanlagen wäre hier ebenfalls eine Zukunftsperspektive. Bestimmte Energiepflanzen könnten auch noch nach der Getreideernte bis zum Winter gedeihen.
Ob die Erzeugung von Kraftstoffen für den Verkehrssektor aus Biomasse Zukunft hat, darf jedoch allen bisherigen Investitionen zum Trotz als zweifelhaft angesehen werden. Das bereits im 2.Weltkrieg entwickelte Fischer-Tropsch-Verfahren zur Umwandlung von Steinkohle in Flüssigbenzin hat nämlich einen sehr geringen Wirkungsgrad von unter 40%, sodaß ein direktes Verfeuern als Brennstoff u.a. für Heizung und Fernwärme entsprechend höhere CO2 Einsparungen bringt.
Um den Wirkungsgrad des Verfahrens zu erhöhen müßte man dem Prozeß Wasserstoff zuführen. Eine Gewinnung von H2 in großem Stile durch die Elektrolyse von Wasser aus Solarenergie muß jedoch derzeit leider noch als Illusion gelten, da nicht einmal noch die Stromproduktion für Haushalte und Industrie zum größeren Teil auf Alternativenergie umgestellt ist. Mit neueren Verfahren wäre hier zudem auch die Nutzung von Lignozellulose aus Stroh und Holz, wie sie beim Ackerbau in der Papier- und Holzindustrie anfällt, möglich.
Gewiß, die Solarenergiegewinnung für die Elektrolyse von Wasser könnte in großen Wüstengebieten mit weit höheren Wirkungsgraden als hierzulande erfolgen, doch wäre dies ein gigantisches Infrastrukturprojekt. Eine in Science und Nature publizierte Studie hat errechnet, daß 20% des Gebietes der Sahara für Wind- und Solarenergie ausreichen würden um den globalen Energiebedarf zu decken. Ein weiterer positiver Nebeneffekt wäre, daß es in der Sahelzone durch die in der Sahara lokal erhöhten Bodentemperaturen wieder mehr Niederschläge geben würde.
Weltweit gehen etwa ein Viertel (13% 2007, 22% 2010) der Emissionen auf das Konto des Verkehrssektors; es liegt also nahe hier etwas zu unternehmen. Die Herstellung von Agrosprit spielte der Autoindustrie bisher in die Hände, konnte sie doch unter angeblichen THG (TreibHausGas) -Senkungen so weitermachen wie bisher.
Dabei wären etwa mit dem Umstieg auf Brennstoffzellen statt Verbrennungsmotoren, deren Wirkungsgrad theoretisch auf 54% begrenzt ist und derzeit zwischen 38% für Benziner und 50% für langsame Schiffsdiesel liegt, hohe Einsparungspotentiale erreichbar. Bleibt die Frage übrig mit welchem Treibstoff solche Brennstoffzellen für Motoren arbeiten sollten.
Reiner Wasserstoff darf sich bei längerem Abparken nicht von selbst in den Weltraum verflüchtigen, da dieser von der Erdatmosphäre nicht gehalten werden kann. Synthetische Kohlenwasserstoffe gewonnen aus grünem Wasserstoff unter Zugabe von CO2 wären hier unter Umständen eine Alternative, da H2 zudem explosiv sein kann. Dennoch wäre H2 als Treibstoff eine wichtige Alternative für die nähere Zukunft. Bereits heute gibt es aufgrund eines Durchbruchs in der Brennstoffzellenforschung die ersten serienreifen H2-Brennstoffzellenautos auf dem Markt in Asien. Ein weiterer Vorteil von Wasserstoff als Antriebsmittel wäre, daß nur Wasserdampf aus dem Auspuff kommt.
Erdgas wird bei der Rohölgewinnung in großem Stile teils zum Leidwesen der lokalen Bevölkerung einfach abgefackelt anstatt es einer sinnvollen Verwendung zuzuführen. Jede Menge an tatsächlich genutztem Erdgas spart somit CO2 Emissionen. Aus Erdgas läßt sich “grauer” Wasserstoff gewinnen.
Ein deutliches Zurückfahren der für Agrosprit in Anspruch genommenen Fläche wäre dringend notwendig, da der Flächenbedarf weltweit ansteigt, u.a. für die Fleischproduktion; die Nachfrage in den Schwellenländern steigt. Was in der EU geschieht hat Signalwirkung für die ganze Welt.
Die Bewahrung der letzten Urwälder ist nicht nur wegen der hohen Treibhausgasemissionen bei deren Abholzung, dem Niederbrennen oder deren Überflutung dringend notwendig. Es sind gerade jene tropischen Urwälder, in denen zig-tausende an einzigartigen Tier- und Pflanzenarten heimisch sind. Der Verlust an Artenvielfalt ist unwiderbringlich und wäre auch für die Menschheit ein schwerer Verlust: nicht nur aufgrund möglicher neuer Tier- und Pflanzenarten für pharmazeutische oder landwirtschaftliche Zwecke, sondern vor allem wegen des Lebensraums und der Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung oder dem Klimawandel.
Waldplantagen können auch nach der Flächenumwidmung nur um bis zu 80% weniger CO2 binden als Naturwälder. Ohne intakte Naturwälder ist denn auch der Kampf gegen den Klimawandel verloren. Das Biosphäre II – Experiment, das aufgrund zu hoher Lachgaskonzentrationen abgebrochen werden mußte, hat unter anderem verdeutlicht, daß das atmosphärische Gleichgewicht und das teils auch lokale Klima ohne intakte CO2 Senken, Wasserverdunstung, -speicherung und Frischlufterzeugung nicht zu halten sind.
Würde beispielsweise der gesamte Amazonas abgeholzt so würden abgesehen von den gravierenden Auswirkungen auf das Weltklima auch weite Landstriche im Norden versteppen und selbst bis zu 30% des Regens ganz im Süden über Sao Paulo ausbleiben. Die Rodungen im Amazonasgebiet werden schon in naher Zukunft eine negative Auswirkung auf die Landwirtschaft haben; bis 2050 könnten Weidegebiete aufgrund von Trockenheit um 34% und der Sojaanbau um 28% weniger Ertrag liefern (siehe: Artikel von Environmental Research Letters).
Die Zerstörung der Artenvielfalt und vor allem das Abfackeln der Torfböden in den indonesischen Urwäldern sind fatal. Würde man in Indonesien etwa die gesamten Sumpfgebiete Zentralkalimantans in Waldplantagen umwandeln, so hätte dies den dreifachen THG-Weltausstoß von 2004, den 15fachen der EU und den 100fachen Deutschlands zur Folge.
Der Schutz von Lebensräumen und insbesondere der unserer letzten Urwälder muß nicht nur aufgrund des Weltklimas zum Thema in den nationalen und internationalen Beziehungen werden.